Antonia Werr Zentrum

Ausbildung in der Jugendhilfe
Sprungbrett ins Leben
Berufliche Bildung in den Hilfen zur Erziehung darf keine Ausnahme sein

Ein Bild Ausbildung 2entscheidender Schritt im Leben junger Menschen ist der Übergang von der Schule in die Ausbildung. Dieser
Schritt ist gerade für junge Menschen in den Hilfen zur Erziehung ein sehr fragiler und kaum vergleichbar mit den Übergängen junger Menschen außerhalb von Hilfesystemen, in Familien. Fehlen familiäre oder andere soziale Unterstützungssysteme in dieser Lebensphase, steigt das Risiko des Scheiterns in der Ausbildung und beim Start ins Berufsleben deutlich. (vgl. 15. Kinder- und Jugendbericht des Bundesministeriums)
Zusätzlich wird der Übergang ins Erwachsenenleben für viele „Heimkinder“ dadurch erschwert, dass sie – nicht zuletzt durch ihre belastende familiäre Situation – in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung meist noch großen Unterstützungsbedarf haben.
Zudem ist das Armutsrisiko junger Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss und aus stationären Hilfen ein großes Hindernis, gelungene Übergänge in ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben zu finden.
Diese prekären Ausgangslagen erschweren es einen regulären Ausbildungsplatz auf dem freien Markt zu erhalten oder eine Ausbildung über mehrere Jahre ohne flankierende und stabile Hilfen durchzuhalten. Aus diesem Grund bieten wir sowohl im schulischen Bereich ein BVJ zur Berufsfindung und Förderung der Ausbildungsreife an, als auch die Möglichkeit innerhalb unserer 3 Ausbildungsbetriebe eine anerkannte Lehre innerhalb der Jugendhilfe zu absolvieren.
Hier besteht jeweils die Möglichkeit der Werker- und Vollausbildung in den Betrieben der Hauswirtschaft (incl. Café), der Gärtnerei und der Damenschneiderei.

Der BVkE, Bundesverband katholischer Einrichtungen, hat sich ganz eindeutig dafür ausgesprochen und ein Positionspapier erstellt, in welchem betont wird, dass „Die Möglichkeit, eine berufliche Qualifizierung oder Ausbildung in einer Jugendhilfeeinrichtung zu absolvieren, für viele junge Menschen, die Leistungen der Hilfen zur Erziehung erhalten, die Chance auf einen qualifizierten Berufsabschluss und einen guten Start ins Erwachsenenleben ist. Viele Jugendämter ziehen sich jedoch immer mehr aus der Finanzierung dieser passgenauen Leistung der Jugendhilfe zurück. (…) Ziel ist es, auch herausfordernden Jugendlichen die berufliche Integration und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und zu verhindern, dass sie nach Beendigung der Jugendhilfe scheitern und womöglich in anderen Sozialleistungssystemen aufgefangen werden müssen.“ (Positionspapier des Fachausschusses berufliche Bildung des BvkE – www.bvke.de)

Die Chance im Rahmen der Jugendhilfe eine Ausbildung absolvieren zu können ist keine Sonderleistung, sondern eine Pflicht für spezialisierte Einrichtungen wie wir, hier qualifizierte Angebote der Ausbildung und Verselbständigung anzubieten und für die Sozialpolitik diese Systeme weiter zu unterstützen und nicht durch Verschiebung der Kostenträger und Zuständigkeiten
auszuhöhlen oder überflüssig zu machen. Die stationäre Kinder – und Jugendhilfe hält professionelle Rahmenbedingungen vor, die Jugendliche aus herausfordernden Lebensumständen kompetent begleiten, fördern und ausbilden können. Die jahrzehntelange Erfahrung der Träger ist eine tragfähige Ressource auf die Politik nicht verzichten kann. Diese Strukturen und Settings sind Basis für die Entwicklung und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit (§1 SGB VIII).

WAS SPRICHT DAFÜR?

Bild Ausbildung 1• Bisherige Beheimatung in der Jugendhilfeeinrichtung. Sicherer Ort: das Heim als bis dato sichere Basis,Bindungen sind gewachsen, tragende, stabile Bezüge sind wichtig.
• Übergang in Ausbildung mit einhergehender Volljährigkeit ist eine abbruchsensible Phase, genau hier braucht es Stabilität, Vorhersehbarkeit und sichere Bindungen
• Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe schöpfen aus jahrzehntelanger professioneller Erfahrung und Kompetenz im Umgang mit herausfordernden Jugendlichen
• Konzepte sind „erprobt“ und passgenau, auf Krisen kann innerhalb des Settings reagiert werden, schnelle Rückführung zur Normalität
• Infrastrukturen für eine qualifizierte Ausbildung sind in den Betrieben vorhanden
• die Berufsschule für die Ausbildungen ist vor Ort
• Ausbilder sind speziell geschult, z.T. Traumapädagog*innen
• heilpädagogisch-therapeutische Kompetenzen tragen flankierende Krisenintervention
• Verhinderung von Psychiatrisierung, schnelle Rückführung mit flankierenden Hilfen an den Arbeitsplatz möglich, begleitende psychologische Hilfen während der Ausbildung
• Qualität wird vorgehalten und gelebt und muss nicht erst aufgebaut werden
• die Würdigung der Jugendhilfe als langfristig systemrelevant für eine stabile Gesellschaft nur ein erfolgreicher Berufsabschluss und eine soweit als möglich stabile Persönlichkeit lässt langfristig eine gesicherte Teilhabe am Berufs- und Gesellschaftsleben zu.

Text: Anja Sauerer
Fotos: Antonia-Werr-Zentrum GmbH

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