Baufrauenschaft und Powerfrauen
Beim Festakt im Theatersaal - wiederum von einer Mädchengruppe mit Bewegungskünsten eingeleitet - nannte Schwester Reginarda drei Gründe, weshalb der Teilabschnitt so festlich gesegnet werden sollte: "Wir wollen vorstellen, was wir bis jetzt mit Unterstützung aller erreicht haben; wir wollen viele an unserer Freude teilhaben lassen und wir wollen zeigen, was noch aussteht und der weiteren Unterstützung bedarf". Letzteres hat Staatsministerin Barbara Stamm für die weiteren Bauabschnitte in Aussicht gestellt. Sie lobte in ihrem Grußwort die behutsam gewachsene kleine Siedlung, die in ursprünglicher Landschaft Mädchen schützt. Sie freute sich, dass sich aus einer "Besserungsanstalt" ein Dienstleistungszentrum entwickelt habe und dass aus jungen "Leistungsempfängern" Menschen werden, die Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen. Auf die heutige "Qualitäts-Unruhe" eingehend, sagte sie: "Die Gründerin der Schwesterngemeinschaft von Oberzell hat sich noch nicht mit Qualitätsmanagement beschäftigt. Sie hat aber in ihrer Zeit Kriterien der Qualität von Jugendhilfe erkannt und zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Sie hat Orte der Begegnung geschaffen, wo Nöte, Interessen, Überlegungen und Gedanken von Frauen und Mädchen zur Sprache kommen und ausgetauscht werden können, wo Erfahrungen gemeinsamen Lebens möglich sind". Jugendhilfe, so die Ministerin, könne nur dann auf die Lebensverhältnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien reagieren, wenn regionale und ortsnahe Strukturen, wie Kirche, Staat und Bürgerengagement in ihrer Verantwortung für Menschen zusammenstehen.
Architekt Wiener spendete, statt des obligatorischen Schlüssels, 60 mobile wetterfeste Stühle für den Außenbereich. Er definierte sein Planungs- und Gestaltungskonzept: Inhaltlich gebe es dafür keine bessere Umschreibung als den auf Kommunikation angelegten Dorfplan mit Kirche, Gasthaus/Disco, Schulen, Arbeitsstätten, Häusern und Einrichtungen der Heilpädagogik und Betreuung mit Leben zu füllen. Möglichkeiten für Sport, Freizeit und Kultur fügen das Ganze zusammen. Der "Baufrauenschaft" (Zitat Schwester Reginarda) zollte er Anerkennung für das wertvolle Gedankengut, das seine Planung beflügelt habe.
Landrat Harald Leitherer ging im Grußwort noch einen Schritt weiter: "Powerfrauen haben wir hier, von denen sich all diejenigen eine Scheibe abschneiden können, die durch die Gegend ziehen und von Emanzipation reden", freute er sich. Im Antonia-Werr-Zentrum wehe ein Wind der Nächstenliebe, Menschlichkeit, Toleranz und Weltoffenheit. Der Landkreis sei stolz auf die Schwestern und ihre Institutionen.
Wer St. Ludwig und seine Schwestern kennt, weiß, dass solches Lob ehrlich ist.